Die Zerstörung der westlichen Welt !

Die religiösen Ursprünge des Globalismus

Ein Interview mit dem Schriftsteller Hervé Ryssen, erschienen bereits 2009 in “Mecanopolis” unter dem Titel „Les origines religieuses du mondalisme“, ist nicht nur bemerkenswert, sondern passt thematisch irgendwie zu meinem letzten Beitrag „Großisrael über alles?“ und könnte,  sofern  Ryssens gewagte These stimmte,  manches in der Weltpolitik erklären. Der sehr interessante Inhalt, der natürlich die ganz persönliche Meinung Hervé Ryssens wiedergibt, rechtfertigt in meinen Augen die Länge des Beitrages und sollte  deshalb auch zu Ende gelesen und diskutiert werden.

Mecanopolis: Hervé Ryssen, Sie haben kürzlich ein Buch – Les Espérances planétariennes [Planetare Hoffnungen] – veröffentlicht, das endgültig Licht auf die Logik des Globalismus und seiner religiösen Grundlagen wirft. Viel zu lange haben die Intellektuellen der nationalistischen Bewegung sich gescheut, derart „anstößige Dinge“ anzugehen, und es vermieden, die kosmopolitische Propaganda anzuprangern. Könnten Sie unseren Lesern zunächst einmal erklären, was der Titel Ihres Buches bedeutet ?

Hervé Ryssen: Ich habe mich in die Schriften jüdischer Intellektueller eingearbeitet um zu versuchen, ihre Weltsicht zu verstehen. Nachdem ich Dutzende politischer Aufsätze, Romane und Erzählungen aller Genres gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass der Begriff „Hoffnung“ regelmäßig in diesen Texten auftaucht. Natürlich steht dieser Begriff für sie für die Erwartung einer besseren Welt, den Messias und das „gelobte Land“. Rufen wir uns ins Gedächtnis, dass, obwohl die Christen ihren Messias anerkannt haben, die Juden immer noch auf den ihren warten. Diese messianische Erwartungshaltung ist das Herzstück der hebräischen Religion und ganz allgemein der jüdischen Mentalität, einschließlich der von atheistischen Juden. Das ist der grundlegende Punkt. Was den Begriff „planetar“ angeht, so ist das ein Neologismus, der nichts anderes bedeutet als eine Welt ohne Grenzen.

Meine Arbeit konzentriert sich ausschließlich auf jüdische Intellektuelle. Im Gegensatz zu dem, was viele Leute denken mögen, verstößt die Verwendung des Wortes „Jude“ noch nicht gegen das Gesetz. Ich weiß wohl, dass viele aus der nationalistischen Szene schon bei der einfachen Erwähnung dieses Wortes anfangen zu schwitzen, wahrscheinlich weil sie befürchten, dass antisemitische Bemerkungen kommen, die heutzutage in der Tat streng bestraft werden. Ich persönlich teile diese Angst nicht, weil meine Arbeiten ausschließlich auf Recherchen jüdischer Quellen basieren. Sagen wir, ich habe eine rationale und sogar vollkommen emotionslose Herangehensweise an das Thema.

Mecanopolis: Man hört Juden oft vom „gelobten Land“ und dem „Messias“ sprechen, aber wir haben wohl stets missverstanden, was sie mit diesen Konzepten meinen. Ist das „gelobte Land“ nicht der Staat Israel ?

Hervé Ryssen: Historisch gesehen ist es das Land Kanaan, das Jahwe Abraham gegeben hat, wie man im ersten Buch Moses, dem ersten Buch der Torah, nachlesen kann. Aber auch schon vor der Zerstörung des zweiten Tempels durch die römischen Legionen des Titus und der Vertreibung haben zahlreiche Juden in der Diaspora gelebt. Dort blieben sie bis ins Jahr 1917, als manche Juden aufgrund der Balfour-Deklaration, welche die Schaffung einer „jüdischen Heimstätte in Palästina“ vorsah, nun daran denken konnten, dass durch die Wiedereinnahme des „gelobten Landes“ das messianische Zeitalter endlich nahe ist. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass andere und viel zahlreichere Juden zur gleichen Zeit dachten, dass das gelobte Land weiter nördlich liegt, und zwar in der riesigen Sowjetunion, in der nach der Oktoberrevolution 1917 so viele Juden in allerhöchsten Machtpositionen auftauchten. Es genügt jedoch, etwas ältere Texte zu lesen, um festzustellen, dass es im 19. Jahrhundert Frankreich – das Land der Menschenrechte – war, das jüdische Hoffnungen weckte und in den Augen vieler Juden aus der ganzen Welt das „gelobte Land“ war. Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Weimarer Republik Deutschlands in der Zwischenkriegszeit hätten durchaus auch als „gelobte Länder“ betrachtet werden können, da insbesondere Kultur und Finanzen zu der jeweiligen Zeit weitestgehend von Bänkern, Intellektuellen und Künstlern jüdischer Herkunft geprägt waren.

Es fällt auf, dass derartige Hoffnungen immer in grausamer Desillusionierung enden. Tatsächlich ist der Staat Israel kein sicherer Hafen, um es vorsichtig auszudrücken. Was das jüdisch-bolschewistische Russland angeht, so hat es sich nach dem Zweiten Weltkrieg gegen die Juden gewandt und sie wurden aus Machtpositionen entfernt. Das „Frankreich der Menschenrechte“ ist auf dem besten Weg in ein Drittweltland und seit 2001 sind jüdische Aufrufe vernehmbar, dieses „antisemitische“ Land, in dem Juden zunehmend unter dem Zorn junger Araber leiden, zu verlassen. Kurz gesagt sieht es so aus, als ob es für Juden immer ein sehr böses Ende nimmt, gleichgültig wohin sie gehen und was sie tun.

Lange Zeit war das „gelobte Land“ auch Teil des amerikanischen Traums. In den 1880er Jahren wanderten Zigtausende von Juden aus Mitteleuropa in die Vereinigten Staaten aus, wo sie sich ein besseres Leben Leben ohne Kosacken, Pogrome und den ihnen verhassten Zaren erhofften. Das allerneueste „gelobte Land“ war jedoch offensichtlich Russland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Innerhalb weniger Jahre ist es einer Handvoll „Oligarchen“ gelungen, sich einen großen Teil der privatisierten russischen Reichtümer unter den Nagel zu reißen. Der bekannteste von ihnen, der Milliardär Khodorkowski, sitzt heute in Wladimir Putins neuem Russland hinter Gittern. Offensichtlich hat es mit diesem neuen „gelobten Land“ auch wieder nicht geklappt. Kurz gesagt muss man verstehen, dass die Juden seit ihrem Auszug aus den Ghettos unablässig ihr „gelobtes Land“ geändert haben, und ihre Irrfahrten enden systematisch in Enttäuschung. Nur die Vereinigten Staaten stellen in ihren Augen immer noch dieses Eldorado dar. Aber wie lange noch ?

Mecanopolis: Sie sprechen hier von Geschichte und Geographie, aber sind Messianismus und die Idee des gelobten Landes nicht eher religiöse Konzepte ?

Hervé Ryssen: Damit kommen wir zum Kern der Sache zurück. Wenn Sie mit einem Rabbi in der Rue des Rosiers reden, wird er Ihnen sofort erzählen, dass Juden vor allem danach streben, eine Welt des Friedens zu schaffen, eine Welt, in der alle Konflikte verschwunden sein werden, seien sie sozialer Natur oder zwischen Rassen oder Nationen. Es ist diese Welt universellen Friedens, die es zu erreichen gilt, weil diese Welt für sie das messianische Zeitalter darstellt. Die Autoren sind hier ziemlich deutlich. Das Folgende hat der Philosoph Emmanuel Lévinas zum Thema geschrieben: „Man kann die Verheißungen der Propheten in zwei Kategorien einteilen: politisch und gesellschaftlich. Die Entfremdung, die bei allen menschlichen Unternehmungen willkürliche Macht hervorbringt, wird verschwinden; die soziale Ungerechtigkeit, der Einfluss der Reichen auf die Armen werden zusammen mit der politischen Gewalt verschwinden. (…) Was die zukünftige Welt angeht, so beschreibt sie unsere Schrift als ‘eine in Schicksalsgemeinschaft verbundene Menschheit’“ (1)

Der Großrabbiner des zentralen Konsistoriums Jacob Kaplan ruft in Le vrai Visage du judaïsme die berühmte Passage in Erinnerung, die eine der Quellen des jüdischen Messianismus ist: „Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten.“ (Jesaja 11, 6-9). Kaplan fügt noch hinzu: „Das ist offensichtlich ein Bild der Beziehungen, die zwischen den Völkern errichtet werden wird, die glücklich Einigkeit und Harmonie untereinander aufrechterhalten.“ (2) David Banon bestätigt diese Weltsicht in seinem Buch über Messianismus: „Das messianische Zeitalter, wie es von den Propheten beschrieben wurde, besteht in der Unterdrückung politischer Gewalt und sozialer Ungerechtigkeit.” (3)

Die Prophezeihungen der Hebräer versprechen uns damit den Übergang der Menschheit in eine vereinigte Welt und parallel dazu die Unterdrückung sozialer Ungleichheiten. Hier kann man auch ganz klar sowohl die primitiven Wurzeln des Marxismus erkennen als auch unsere planetare Ideologie zu Beginn des dritten Jahrtausends, die propagiert von den Medien der Traum so vieler unserer Mitbürger geworden ist. Hiermit haben wir den Kern der jüdischen Weltsicht. Von hier muss man ausgehen, wenn man das geistige Universum der Juden verstehen will. Und das erklärt auch, warum Juden ständig das Wort „Frieden“ im Mund führen. Ihr „Kampf um Frieden“ wird unablässig geführt.

Zum Beispiel weihte Chirac im März 2000 eine „Mauer für den Frieden“ auf dem Champ-de-Mars ein, die von Clara Halter, der Ehefrau des Schriftstellers Marek Halter entworfen worden ist: Es ist eine Art Glashalle, in der die kleine Clara das Wort „Frieden“ in zweiunddreißig Sprachen an die Wand geschrieben hat, und zwar – wie man sich leicht vorstellen kann – um die Offiziersanwärter der Militärakademie direkt gegenüber zu verhöhnen. Solche Werke haben eine religiöse Bedeutung, die nur wenige Goyim erkennen können.

Man kann somit durchaus behaupten, dass das Konzept des „gelobten Landes“ nichts weniger als eine Hoffnung von planetarem Ausmaß ist, wo alle Nationen verschwunden sein werden. Das ist auch genau das, was der Philosoph Edgar Morin uns mitteilt, wenn er schreibt: „Wir haben das gelobte Land nicht, aber wir haben ein Bestreben, einen Wunsch, einen Mythos, einen Traum: Ein globales Vaterland zu verwirklichen.“ (4). Und auch Jacques Attali spricht davon in L’Homme nomade, „die Welt zum gelobten Land zu machen.“ (5). Es ist somit diese vereinigte, befriedete Welt, die das „gelobte Land“ sein wird. Aber diese Texte erwecken manchmal den Eindruck, dass in den Köpfen gewisser Intellektueller die Idee vollkommen wörtlich genommen wird, dass die ganze Welt ihnen versprochen ist. Was manchmal zu einem etwas aufdringlichen Verhalten führt…

Mecanopolis: Angesichts der Politik von US-Präsident George W. Bush sieht es nicht so aus, als ob seine zahllosen zionistischen Berater sich für die Welt des „Friedens“ einsetzen, von der Sie sprechen. Wie erklären Sie sich diesen Widerspruch ?

Hervé Ryssen: Man kann nicht leugnen, dass die führenden Persönlichkeiten der amerikanischen jüdischen Gemeinschaft zu einem großen Teil für den Krieg im Irak verantwortlich sind. Man müsste blind sein, das nicht zu sehen; und man müsste unehrlich sein, es zu leugnen. Ihr politischer Einfluss ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts auf alle aufeinanderfolgenden amerikanischen Regierungen beträchtlich gewesen. Amerikanische Nationalisten wie der berühmte Flieger Charles Lindbergh prangerten in ihrer Zeit den Druck der jüdischen Lobby (in den USA ist sie eine Lobby neben anderen) an, ein stark isolationistisches Volk in den Krieg gegen Nazi-Deutschland zu drängen. Bereits in den 1920er Jahren hatte der Fabrikant Henry Ford das Ausmaß des Problems erkannt und diese Information in einer Zeitschrift weitverbreitet veröffentlicht, die er speziell zu diesem Zweck gegründet hat. Man sollte sich auch in Erinnerung rufen, dass Madeleine „Albright“ und die Falken aus dem amerikanischen Außenministerium ihr ganzes Gewicht für den Krieg gegen Serbien im Jahr 1999 in die Waagschale geworfen haben. Sie haben somit vollkommen Recht, auf den Widerspruch zwischen messianischem Glauben und sozusagen dem „irdischen Handeln“ hinzuweisen.

Man wird Ihnen aber in aller Aufrichtigkeit erklären, dass diese Kriege „Friedenswerke“ sind !  Hören sie einfach nur Elie Wiesel, einem „Friedens“nobelpreisträger zu, der 1991 natürlich ein Ultra-Kriegstreiber war, als er sich für die Bombardierung des Irak stark machte: „Es geht nicht nur darum, Kuwait zu helfen“, sagte er damals, „sondern es geht darum, die gesamte arabische Welt zu beschützen.“ Und so mussten alle Westler gegen den „Schlächter von Bagdad“ mobilisiert werden, der sich schuldig gemacht hatte, eine Bedrohung für den Staat Israel darzustellen: „Um Krieg zu verhindern“ schreibt Elie Wiesel, „ist es geboten, Krieg zu führen. Es ist notwendig, der zerstörerischen Kraft, die er gegen die Menschheit anwendet, eine größere Kraft entgegenzusetzen, damit die Menschheit am Leben bleibt. Denn es geht um die Sicherheit der zivilisierten Welt, um ihr Recht auf Frieden, und nicht nur um die Zukunft Israels … Rachedurst ?  Nein: Durst nach Gerechtigkeit. Und nach Frieden.“ (6).

Beachten Sie hierbei, dass er nicht zögert, sich in hohe Ideale von Frieden und Liebe zu hüllen, wenn es um die Vernichtung seines Feindes geht. Aber es kommt selbstverständlich nicht in Frage, dass der jüdische Staat sich selbst mit dieser niederen Militäraktion befasst. Es ist die Aufgabe der Westler, die mittels „Sensibilitäts“kampagnen überzeugt werden müssen, den Diktator zu entfernen. Wenn der Feind erst einmal besiegt ist, kann der unermüdliche Kampf für Demokratie und „Frieden“ wiederbelebt werden, wann immer es politisch opportun ist. Nachdem man seine Feinde ausgelöscht hat, ist man immer für „Frieden“.

Mecanopolis: Sie sprechen von „Demokratie“. Welche Art von Zusammenhang kann zwischen einem politischen System und messianischem Glauben bestehen ?  Ist die Demokratie notwendig für die Ankunft des Messias ?

Hervé Ryssen: Die Demokratie ist nicht immer das einzige Pferd im Stall planetarer Hoffnungen gewesen. Lange Zeit hat auch das marxistische Ideal diese Rolle gespielt. Es ist bekannt, dass Marx selbst sowie die große Mehrheit marxistischer Ideologen und Führer Juden waren: Lenin hatte jüdische Wurzeln, Leon Trotzki, Rosa Luxemburg, Georg Lukacs, Ernest Mandel, usw. ebenso wie nahezu alle Vordenker der 68er-Bewegung. Das ist kein Zufall und es gibt kaum einen kleinen militanten Kommunisten, der sich dessen nicht bewusst ist. Der Marxismus strebt die Schaffung einer perfekten Welt an, in der Religionen und Nationen zusammen mit sozialen Konflikten verschwunden sein werden. Wir können feststellen, dass dieses Schema perfekt in den messianischen Rahmen passt. Das Denken von Marx ist letztendlich nichts als die säkularisierte Version traditioneller jüdischer Eschatologie.

George Steiner hat den Marxismus aus der Perspektive biblischer Prophezeihungen betrachtet: „Marxismus“ so sagt er, „ist im Grunde ungeduldiges Judentum. Der Messias hat zu lange gebraucht um zu kommen, oder genauer gesagt, um nicht zu kommen. Und so ist es an den Menschen, das Reich der Gerechtigkeit auf dieser Erde hier und jetzt einzuführen (…) predigt Karl Marx in seinen Manuskripten von 1844, in denen man die Ausdrucksweise der Psalmen durchschimmern sehen kann.“ (7).

Weder Marx noch Lenin noch Trotzki glaubten an Gott, und doch kommt ihre jüdische Herkunft als jüdischer Messianismus taghell zum Vorschein. Politischer Marxismus ist jedoch seit dem Fall der Berliner Mauer in Europa nur noch eine Randerscheinung. Tatsache ist, dass bei den Projekten der planetaren Vereinigung die Demokratie überall triumphierte, wo der Kommunismus versagt hat. Man kann aber dennoch feststellen, dass linksextreme Gruppierungen immer noch von der Aufmerksamkeit der Medien in westlichen Gesellschaften profitieren: Das liegt daran, dass sie die Speerspitze des Projekts einer egalitären und multirassischen Gesellschaft sind, und damit die radikale Opposition, die das liberale System immer hervorbringt, in eine globalistische Richtung lenken. Dieses mobilisierende Utopia ist eine Notwendigkeit in einem trostlosen demokratischen System, das seiner Jugend nichts weiter bietet als das Flanieren in Einkaufszentren. Somit ist der Marxismus am nützlichsten, wenn er in die Demokratie eingebettet ist. Marxismus und Demokratie sind zwei sich vollkommen ergänzende und füreinander unverzichtbare Kräfte in dem Projekt, ein globales Imperium zu errichten. Ohne den Kommunismus würde die Opposition sich unweigerlich in Richtung nationalistischer Strömungen bewegen, und das würde das System nicht überleben.

Mecanopolis: Sind nach dem Fehlschlagen des Staatskommunismus nun die multirassische Demokratie und „Menschenrechte“ die ultimativen Waffen der „planetaren“ Kräfte ?

Hervé Ryssen: Das Ziel der Globalisten ist es, die verwurzelten traditionellen Kulturen zu zerstören, um eine einheitliche Welt zu erschaffen. Diese Bestrebungen nach Vereinigung wurden von dem chasidischen Philosophen Martin Buber ausgedrückt, dem es nicht aufzufallen scheint, dass er uns damit eine exakte Definition von Totalitarismus liefert: „Überall“ so schreibt er „wird man [im Judentum] das Streben nach Einigung finden. Nach Einigung im Innersten eines Individuums. Nach Einigung zwischen den verschiedenen Mitgliedern eines Volkes und nach Einigung zwischen den Nationen. Nach Einigung zwischen dem Menschen und allen Lebewesen, nach Einigung von Gott mit der Welt.“ (8)Um diese perfekte Welt zu ereichen, ist es notwendig, alle nationalen Widerstände und alle ethnischen oder religiösen Identitäten zu zermalmen, zu zerstrampeln und zu zersetzen. Die „Einigung“ kann nur aus dem menschlichen Staub und den menschlichen Überresten der großen Zivilisationen erzielt werden, und bei diesem Vorhaben der Zerstörung traditioneller Zivilisationen spielt Einwanderung eine entscheidende Rolle. Die Doktrin der „Menschenrechte“ ist hier eine Kriegswaffe von fürchterlicher Schlagkraft.

Und das sagt der Großrabbiner Kaplan: „Um ein Zeitalter ohne Bedrohung für die Menschheit einzuläuten, müssen wir uns stark auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verlassen. (…) Respekt für die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist eine so dringliche Verpflichtung, dass es die Pflicht eines jeden Einzelnen ist, zu allen Projekten beizutragen, die auf ihre weltweite und vollständige Einführung abzielen.“ Die ganze Menschheit muss sich dem unterwerfen.

Das ist gleichbedeutend damit, zu sagen, dass die „Menschenrechte“ das bevorzugte Werkzeug zur Verwirklichung von Jahwes Verheißungen sind. Somit ist es auch kein Zufall, dass René Cassin, der die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 inspirierte, gleichzeitig Generalsekretär der Alliance Israélite Universelle war. 1945 ernannte ihn General de Gaulle zum Vorsitzenden des Conseil d’Etat. Sein Leichnam ruht im Panthéon, dem Tempel der großen Männer der Republik.

Mecanopolis: Kann man sagen, dass in der Einwanderungsfrage Einigkeit unter jüdischen Intellektuellen herrscht ?

Hervé Ryssen: Jüdische Intellektuelle können Liberale, Marxisten, Zionisten, Religiöse oder Atheisten sein. Doch all diese Meinungsverschiedenheiten machen die messianische Basis ihrer Bestrebungen nicht zunichte. Und ich kann Ihnen versichern, dass bezüglich Einwanderung vollkommene Einigkeit unter ihnen herrscht. Hier ist zum Beispiel, was Daniel Cohn-Bendit, ehemals führend bei der 68er-Revolution und heute Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten im Magistrat der Stadt Frankfurt sagt: „Die Wohnbevölkerung in Frankfurt am Main besteht zu mehr als 25% aus Ausländern, aber man kann sagen, dass Frankfurt auch nicht zusammenbrechen würde, wenn der Ausländeranteil eines Tages auf ein Drittel ansteigen würde.“ (9)

Das stimmt vollkommen mit den Aussagen des Sozialisten Jacques Attali überein, der über Deutschlands alternde Bevölkerung schreibt: “Es ist in der Tat notwendig, dass die eingebürgerte ausländische Bevölkerung ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmacht, und in den Städten die Hälfte der Bevölkerung.” (10). Man könnte natürlich genausogut Anreize zur Steigerung der deutschen Geburtenrate schaffen, aber Jacques Attali zieht das nicht in Betracht, weil nur eine multirassische Gesellschaft der Garant für die Verwirklichung der planetaren Projekte ist. Für Frankreich schlägt Attali dieselbe Lösung vor: „Es [Frankreich] wird auch alle Mittel zur Verjüngung seiner Bevölkerung einsetzen und dazu eine große Anzahl von Ausländern willkommen heißen müssen.“ (11)

Ein im Jahr 2005 veröffentlichter Bericht der Weltbank spricht sich auch dafür aus, dass Russland seine Grenzen öffnet und eine großangelegte Einwanderungspolitik betreibt, die „eine der grundlegenden Voraussetzungen für stabiles Wirtschaftswachstum“ darstellt und es ermöglichen wird, der Herausforderung einer alternden Bevölkerung zu begegnen. Halten wir gleichzeitig fest, dass Paul Wolfowitz, der Präsident der Weltbank, sich niemals für arabische Einwanderung nach Israel ausspricht, um die schwankende Bevölkerungszahl dieses Landes zu stabilisieren.

Äußerungen dieser Art kommen systematisch von allen jüdischen Intellektuellen, gleichgültig ob es Marxisten wie Jacques Derrida, Sozialisten wie Guy Konopnicki oder Liberale wie Guy Sorman oder Alain Minc sind. Die einen oder anderen unter ihnen legen darüberhinaus auch noch die ärgerliche Tendenz an den Tag, uns wie Vollidioten zu behandeln, indem sie uns zum Beispiel erzählen, dass die Einwanderung während der letzten 20 Jahre nicht gestiegen sei oder dass die mangelnde Sicherheit auf gar keinen Fall mit diesem Phänomen zusammenhängen würde. Cohn-Bendit sagt uns offen ins Gesicht: „Der beste Weg, Rassismus zu stoppen, wäre die Steigerung der Ausländerzahl.“

Ihre Aussagen zu diesem Thema sind unfassbar dreist. Guy Sorman zum Beispiel erklärt uns in aller Seelenruhe, dass das Frankreich von einst mit seinen Dialekten und seinem Patois [Anm. d. Ü.: ländliche Mundart der Normandie] „multikultureller als das heutige Frankreich war“ (12). Das ist nur ein Beispiel von vielen für die Dreistigkeit, auf die sie so stolz sind und die sie „Chutzpe“ nennen.

Das Ziel ist die Zerstörung der weißen Welt und noch allgemeiner aller verwurzelten Gesellschaften. All diese Intellektuellen beteuern, dass diese Entwicklung unvermeidlich ist, und dass es daher auch zwecklos ist, sich ihr zu widersetzen. Man fühlt sich hier an das marxistische System erinnert, in dem es die klassenlose Gesellschaft war, die „unvermeidlich“ war. Gemäß Jean Daniel wird „nichts die Wanderungsbewegungen der verarmten Bevölkerungen in Richtung eines alten und reichen Westens aufhalten. (…) Deshalb zeigt sich von nun an Weisheit und Vernunft darin, sich auf immer mehr Einwanderer einzustellen und geeignete Vorbereitungen für ihren Empfang zu treffen.“(13)                                                                                                                                                         Sie müssen sich klarmachen, dass es darum geht, uns schon den bloßen Gedanken daran, uns zu verteidigen, zu verbieten. Ihre weltweite Einmütigkeit bei diesem Thema ist wahrlich verblüffend.

Mecanopolis: Man hört oft, dass die Juden von den Nazis als „minderwertige Rasse“ betrachtet wurden. Ich glaube jedoch, dass Ihre Recherchen darauf hindeuten, dass sie viel eher dazu neigen, sich selbst als „überlegene Rasse“ zu betrachten. Könnten Sie das bitte erklären ?

Hervé Ryssen: Ich kann Ihnen versichern, dass es einen enormen Stolz gibt, zum „auserwählten Volk“ zu gehören. Und unter Intellektuellen ist dieser Stolz mit einer nicht minder großen Verachtung für die sesshaften Völker, die sie für äußerst minderwertig halten, verknüpft. Es gibt zahllose Aussagen zu diesem Punkt. Zum Beispiel schrieb Bernard-Henri Levy in der Erstausgabe des Journal Globe von 1985: „Selbstverständlich sind wir entschieden kosmopolitisch. Selbstverständlich ist uns alles Bodenständige, die Bourrée [Anm. d. Ü.: frz. Tanz], der bretonische Dudelsack, kurz gesagt alles typisch Französische oder Fahnenschwenkende, fremd und sogar zuwider.                                      Vaterländer aller Art und der ganze altmodische Plunder in ihrem Gefolge“ widern ihn in höchstem Maße an: „All das ist nichts weiter als ein furchtsamer und verklemmter Rückzug auf die armseligste Identität. (…) Patois zu sprechen, im Takt der Bourrée zu tanzen und zum Klang von bretonischen Dudelsäcken zu marschieren (…) so grenzenlose Dummheit ist widerwärtig.“ (14)

Der Philosoph Emmanuel Lévinas hat ebenfalls seinem Glauben an die Tugenden der Entwurzelung und des Nomadentums Ausdruck gegeben. Für ihn wird die größte Rückständigkeit ohne Zweifel durch die heidnischen Zivilisationen der Antike repräsentiert: „Das Heidentum“ so schreibt er „ist der regionale Geist: ein Nationalismus, in dem Grausamkeit und Mitleidlosigkeit zu Hause sind. Waldmenschentum, eine vormenschliche Menschheit.“ Selbstverständlich reicht all das nicht an den Genius der Wüstenbeduinen heran: „Es ist der trockene Wüstenboden, auf dem sich nichts befestigen lässt, auf den der wahre Geist als Schrift hernieder gestiegen ist, um seine universelle Erfüllung zu finden.(…)                                                                                                                  Der Glaube an die Befreiung des Menschen kann für sesshafte Zivilisationen nur eine Erschütterung sein, die dazu führt, dass die dicken Krusten der Vergangenheit abbröckeln.(…) Man muss unterentwickelt sein, um sich zu ihrer Existenzberechtigung zu bekennen und in ihrem Namen um einen Platz in der modernen Welt zu kämpfen“ (15).

Es reicht diesen Intellektuellen jedoch nicht aus, uns Blödsinn zu erzählen, uns mit „Menschenrechten“ einzulullen, uns mit repressiven Gesetzen die Hände auf dem Rücken zu fesseln und uns Körperfremdes in unsere Venen zu injizieren. Sie müssen uns auch noch ihre Verachtung für unsere alten Kulturen in die Ohren schieben. Aber es scheint, als ob diese Verachtung ihren Rachedurst nicht vollständig befriedigt. Sie müssen uns auch noch beleidigen und uns ins Gesicht spucken: „Ignoranten, Xenophobe, Paranoiker, Schwachköpfe, Spinner usw.“: Das ist es, was wir sind. In La Vengeance des Nations aus dem Jahr 1990 versichert uns Alain Minc, der uns über die Wohltaten der Einwanderung aufklärt, dass „es Unwissenheit ist, die der ‘Xenophobie’ Nahrung gibt.“ (16), und dass es deswegen notwendig ist, „die verrückten Fremdenfeinde zu bekämpfen“ und dieser „französischen Paranoia“ (17) ein Ende zu setzen.                                                                       Und um das zu bewerkstelligen, schlägt Alain Minc vor, Migranten gegenüber Franzosen nach dem amerikanischen Modell systematisch zu bevorzugen. Wie Michael Moore in seinem 2002 in den USA herausgegebenen Buch im Rampenlicht der Medien proklamiert hat, ist es nicht mehr notwendig, diese Stupid White Men (das ist der Titel seines Buches) mit Samthandschuhen anzufassen, weil sie ohnehin rein gar nicht verstehen, was mit ihnen geschieht. Und ich werde Ihnen jetzt nicht auch noch die zahllosen Filme aufzählen, in denen die kosmopolitischen Filmemacher ihrer Rache gegen die christliche Zivilisation und ganz allgemein gegen den weißen Mann freien Lauf zu lassen scheinen.                              Angesichts all dieser Logorrhoe scheint es mir offensichtlich zu sein, dass diese Leute uns hassen. Man könnte es kaum klarer sehen, wenn sie fluoreszierende Leuchtreklamen wären oder wenn sie ein Blinklicht auf dem Kopf tragen würden.

Mecanopolis: Wie erklären sie sich diesen offensichtlichen Rachedurst in religiösen Schriften, die in Richtung Weltfrieden tendieren ?  Wo kommt diese Rachsucht, von der Sie sprechen, her ?

Hervé Ryssen: Der Geist von Rachsucht findet sich in zahllosen Schriften. Er trieft aus der Feder des Schriftstellers Albert Cohen in seinem Roman Frères humains oder bei Patrick Modiano in La Place de l’Etoile. Der große Guru des derzeitigen Afrozentrismus Martin Bernal, der ein „Weißer“ ist, beschwört dieses Gefühl auch herauf: „Mein Ziel ist es, die intellektuelle Arroganz der Europäer zu drosseln.“ Wenn man in die ferne Vergangenheit eintaucht, stellt man fest, dass diese Haltung unverwüstlich die Jahrhunderte überdauert hat.

Zum Beispiel schrieb Anfang des 16. Jahrhunderts Rabbi Salomon Molcho, der von vielen Juden als messianische Figur angesehen wurde, seine sehr bezeichnenden prophetischen Visionen nieder, in denen man die Vorstellung findet, dass sich die „Rache gegen die Völker“ erfüllen wird. Er versichert uns auch, dass „die Fremden zerbrochen“ und „die Nationen zittern werden“. (18). Und Moshe Idel kommentiert: „Das Gedicht von Molcho beschwört ganz klar das Kommen einer doppelten Rache herauf: Gegen Edom und gegen Ismael“, das heißt gegen Christentum und Islam, und er setzt noch einen drauf: „Gott enthüllt nicht nur, wie man das Christentum bekämpft (…) sondern auch noch, wie man die Macht des Christentums zerbricht, damit die Erlösung stattfinden kann.“(19) Das ist deutlich, oder ?

Man kann diese Art prophetischen Wahns bei vielen anderen jüdischen Gestalten der Geschichte finden, wie zum Beispiel bei Isaac Abravanel, der vor der Vertreibung 1492 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Spanien war und der zu einem der mythischen Helden für die aus Spanien kommenden Juden geworden ist. Auch er hat sehr deutlich die Rache des Volkes Israel gegen die Christenheit ausgedrückt und „alle Nationen aufgerufen gegen das Land Edom in den Krieg zu ziehen.“ (Obadiahs Vision aus 1. Mose, 20, 13) (20)

Für diejenigen, die sich immer noch nach den Gründen für diesen Jahrhunderte alten Hass fragen, ist hier eine kleine Erklärung: „Der Tag ist nahe, an dem der Ewige an allen Nationen Rache nehmen wird, die den ersten Tempel zerstört und Israel im Exil unterjocht haben. Und auch du, Edom, der du den zweiten Tempel zerstört hast, wirst das Schwert und die Rache kennenlernen (Obadiah) …. Die verheißene Erlösung Israels ist mit dem Fall Edoms verbunden.“ (21)

Dieser rachsüchtige Hass von zwanzig Jahrhunderten wird auch von dem Philosophen Jacob Talmon ausgedrückt, der 1965 schrieb: „Die Juden haben mit dem christlichen Westen sehr alte Blutfehden zu regeln.“ (22) Pierre Paraf, der ehemalige Vorsitzende von LICA (Ligue contre l’antisémitisme – Liga gegen Antisemitismus) lässt eine Romanfigur aus seinem im Jahr 2000 wieder aufgelegten Roman Quand Israël aima, sagen:“So viele unserer Brüder, durch Beschneidung gekennzeichnet, stöhnen unter der Peitsche der Christen. Gelobt sei Gott !  Jerusalem wird sie eines Tages sammeln; und sie werden ihre Rache haben !” (23). Es sieht ganz so aus, als ob diese Leute einen sehr hartnäckigen Groll hegen.

Mecanopolis: Wir sind jetzt wirklich sehr weit weg von dem Klischee des „armen kleinen verfolgten Juden“, wie es im Kino gezeigt wird. Kann man letztendlich die weit verbreitete Vorstellung oder das „Vorurteil“, dass „die Juden nach der Weltherrschaft streben“ doch ernst nehmen ?

Hervé Ryssen: Wissen Sie, ich habe zu diesem Thema keine persönliche Meinung, ich gebe mich damit zufrieden, zu analysieren, was geschrieben wird. Deshalb kann ich nicht bestätigen, dass es sich um eine allgemeine Gesinnung jüdischer Intellektueller handelt. Aber diese Gedanken wurden von einigen von ihnen ausgedrückt. Das Buch über Abravanel bestätigt diese Interpretation auf der Grundlage biblischer Schriften: „Samuel dachte“ so schreibt der Autor „dass im messianischen Zeitalter alle Nationen Israel unterworfen sein werden, in Übereinstimmung mit dem, was geschrieben steht: ‘Und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis ans andere und vom Strom bis an der Welt Ende. ‘ (Sacharja 9, 10) (…) Während der Erlösung wird ein König aus dem Hause David regieren.“ Das wird „der große Frieden sein, der im Zeitalter das Messias-Königs auf Erden herrschen wird.“ (24). Hier haben wir die Bestätigung, dass Israel für den „Frieden“ kämpft.

Camille Marbo erzählt in ihrem 1936 erschienenen und 1999 wieder aufgelegten RomanFlammes Juives (25) die Geschichte junger marokkanischer Juden, die in den 1920er Jahren ihre Mellah [Anm. d. Ü.: traditionelles jüdisches Viertel in Marokko] verlassen und sich in Frankreich niederlassen. Dabei wird explizit von der „Eroberung der Welt durch Israel“ gesprochen (S.10). Man findet darüberhinaus auch Passagen wie „‘Israel muss die Welt regieren’, sagte Daniel (…) ‘Man fürchtet sich vor uns’ wiederholte der alte Benatar, ‘weil wir die Rasse der Propheten sind’“ (S. 18); „Es ist noch nicht unsere Generation, welche die Christenheit erobern wird. Aber Ihr, ja Ihr, werdet das Fundament legen und Eure Kinder werden das Werk vollbringen. Sie werden die Christen in Verwirrung stürzen. Israel wird die Welt führen, so wie es sein soll.“ (S. 126). Es gibt noch viele andere Texte über dieses Thema.

Mecanopolis: Der Wunsch, eine Weltregierung zu errichten ist somit keine Wahnvorstellung der „Erleuchteten“, wie Taguieff sagen würde ?

Hervé Ryssen: Es ist ganz klar, dass all das ins Werk gesetzt wird, um uns dazu zu bringen, unsere Wurzeln, unsere Traditionen, unsere Geschichte, unsere Familien und unsere Vaterländer zu verleugnen, um uns schließlich dahin zu bringen, die „offene“ Gesellschaft zu akzeptieren, die den kosmopolitischen Geistern und der Vorstellung einer Weltregierung entgegenkommt. Alain Finkielkraut beharrt auf diesem Punkt: „Das Böse“ so schreibt er “ kommt durch Vaterländer und Vatersnamen in die Welt.“ (26)                   Der postmoderne Mensch muss aufhören, „sowohl in sich als auch in anderen den Spuren der Vergangenheit nachzujagen.“ Es soll ihm Ruhm und Ehre bedeuten, “ Kosmopolit zu sein und gegen Lokalpatriotismus in den Krieg zu ziehen.“ (27) Von da aus kann man schließlich dazu kommen, die Idee einer „planetaren Konföderation“ anzunehmen, wie es sich der Soziologe Egar Morin in all seinen Büchern wünscht, oder besser gesagt, für die Einführung einer Weltregierung tätig zu sein, wie es auch Jacques Attali ausdrückt: „Nach der Einführung kontinentaler europäischer Institutionen wird vielleicht die dringende Notwendigkeit einer Weltregierung auftauchen.“ (28)                                                                All das hindert ganz offensichtlich den berühmten antifaschistischen Bauernfänger Pierre-André Taguieff nicht, sich über die antisemitischen Hirngespinste zu empören, und zu behaupten, die Vorstellung von Weltherrschaftsstreben sei auf Geisteskrankheit oder Täuschungsabsicht zurückzuführen.

Mecanopolis: Man kann aber dennoch nicht leugnen, dass die Juden die Jahrhunderte hindurch schreckliche Verfolgungen erlitten haben. Wie erklären sie sich ihr Unglück selber ?

Hervé Ryssen: Das ist vielleicht das erstaunlichste Kapitel der Frage. Auch in diesem Punkt stimmen die Erklärungen alle miteinander überein und sind üblicherweise auf der „Sündenbock“-Theorie aufgebaut, die besagt, dass sich die Regierung oder das Volk in schwierigen Zeiten gegen ein speziell dafür ausersehenes Opfer wendet, dem alle „Fehler“ der „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ angelastet werden.

Diejenigen, die am meisten daran interessiert sein sollten, zeigen häufig auch ein vollkommenes Unverständnis des Phänomens. So ist für Clara Malraux (die Frau des Schriftstellers André Malraux) antisemitischer Hass „leichter zu ertragen, wenn man weiß, dass er vollkommen und absolut ungerechtfertigt ist, und dass der Feind sich selbst damit zu einem Menschheitsfeind macht.“ (29).                                                                                       Der Feind der Juden ist also der Feind der gesamten Menschheit. Das drückt auch Elie Wiesel aus, der in Band 2 seiner Memoiren schreibt: „So und nicht anders ist es: Der Feind der Juden ist der Feind der Menschheit (…) Wenn sie Juden töten, nehmen die Mörder die Ermordung der gesamten Menschheit in Angriff.” (30). In der Tat bedeutet die Ermordung eines Juden, der sozusagen von Natur aus unschuldig ist, einen Angriff auf jeden unschuldigen Menschen und jede andere Gemeinschaft. Damit hat sich jemand in der Tat als Menschheitsfeind definiert. Aber es gibt auch noch eine andere eher klassische Interpretation, die darauf basiert, dass ausschließlich Juden als Menschen gelten, während die anderen Völker gemäß einer sogenannten Talmudformel aus dem „Samen von Vieh“ abstammen.

In seinem 2004 erschienenen Buch Le Discours de la haine, behauptet der Philosoph André Glucksmann, dass „Judenhass das Rätsel aller Rätsel ist. (…) Der Jude ist auf keinen Fall die Ursache des Antisemitismus; es ist notwendig, dass man diese Leidenschaft in sich selber und durch sich selber betrachtet, so als ob der Jude, den sie heimsucht (…) gar nicht existieren würde (…) Zwei Jahrtausende, die schwer für den Juden waren. Zwei Jahrtausende, in denen er eine beständige Frage für sein Umfeld gewesen ist. Zwei Jahrtausende, in denen er nichts dafür konnte. (31) .                                                                   Sie müssen verstehen: „Der Jude“ ist immer unschuldig. Auch hierbei handelt es sich nicht um isolierte Aussagen, diese Haltung scheint diejenige zu sein, die unter der Mehrheit jüdischer Intellektueller vorherrschend ist. Emmanuel Lévinas hat diese Meinung auch ausgedrückt, genauso wie ein anderer jüdischer Philosoph, Shmuel Trigano, für den das Phänomen des Antisemitismus „trotz einer riesigen Masse an Literatur über das Thema unerklärt geblieben ist.“ (32)

Mecanopolis: Man hört auch oft, Antisemitismus sei eine Geisteskrankheit…

Hervé Ryssen: Da das Phänomen nicht erklärt ist und die Juden unschuldig daran sind, kann das Problem logischerweise nur bei den Goyim liegen. Betrachten wir die Aussage des Religionsphilosophen Yeshayahu Leibowitz, die sich in dem Buch Portraits juifs finden lässt: „Es ist ein Phänomen, das historisch unverständlich ist. Der Antisemitismus ist für mich nicht das Problem der Juden sondern der Goyim. (33) Im ersten Band seiner Memoiren schreibt auch Elie Wiesel: „Ich war nicht weit davon entfernt, mir zu sagen: Es ist ihr Problem, nicht unseres.“(34)

Die Erklärung, dass Antisemiten an Geistesverirrung leiden, findet sich sehr häufig aus der Feder intellektueller Juden. Das 1995 veröffentlichte Buch von Raphaël Draï Identité juivenimmt diese Vorstellung ebenfalls auf: „Der Antisemit unterstellt dem Juden die Absichten, die er selber hegt.(…) Die psychopathologische Dimension einer derartigen Konstruktion bedarf der Aufmerksamkeit.(…) Die präsentierten Juden sind in Wirklichkeit projizierte Juden; das ‘judaisierte’ Bild gehört zu den Wahnvorstellungen des Antisemiten.“(35)

Der russische Schriftsteller Vassili Grossmann gibt derselben Vorstellung Ausdruck: „Antisemitismus“ so sagt er „ist der Spiegel der Defekte des Einzelmenschen, der bürgerlichen Gesellschaften, der Staatssysteme. Sag mir, wessen du den Juden beschuldigst, und ich sage dir, wessen du selbst schuldig bist. Als der Nationalsozialismus dem jüdischen Volk die Wesenszüge zuschrieb, die er selber erfunden hatte, wie zum Beispiel Rassismus, den Willen zur Weltherrschaft oder die Gleichgültigkeit gegenüber seinem deutschen Vaterland, hat er in Wirklichkeit den Juden mit seinen eigenen Eigenschaften ausgestattet.“ (36).                                                                                         Zusammengefasst wird uns zu verstehen gegeben, dass der Antisemit im Juden seine eigenen Fehler zurückweist. Auf dieser Ebene fällt das tatsächlich in den Bereich der Psychotherapie. Bliebe nur noch  zu klären, ob es wirklich der „Goy“ ist, der sie am meisten benötigt!

 (1) Lévinas, Emmanuel: Difficile liberté [Schwierige Freiheit], Albin Michel, 1963, éditions de 1995, S. 85-86
(2) Kaplan, Jacob: Le vrai Visage du judaïsme [Das wahre Gesicht des Judentums] Paris: Stock, 1987
(3) Banon, David: Le Messianisme [Der Messianismus], Presses universitaires de France, 1998, S. 15-16.
(4) Morin, Edgar: Un nouveau commencement [Ein neuer Anfang], Seuil, 1991, S. 9.
(5) Attali, Jacques: L’Homme nomade [Der nomadische Mensch], Fayard, 2003, Livre de poche, S. 34.
(6) Wiesel, Elie: Mémoires 2 [Memoiren, 2, Band], Editions du Seuil, 1996, S. 144, 146, 152.
(7) Steiner, George: De la Bible à Kafka [Von der Bibel zu Kafka], 1996, Bayard, 2002, pour l’édition française.
(8) Buber, Martin : Judaïsme, 1982, S. 35.
(9) Cohn-Bendit, Daniel: Xénophobies, 1998, S. 14.
(10) Dictionnaire du XXIe siècle, [Wörterbuch des 21. 
Jahrhunderts] 1998.
(11) Attali, Jacques: L’Homme nomade [Der nomadische Mensch], 2003, S. 436.
(12) En attendant les barbares [Warten auf die Barbaren], S. 174-79.
(13) Le Nouvel Observateur, October 13, 2005
(14) L’Idéologie française, 1981, S. 212-216
(15) Lévinas, Emmanuel Difficile liberté [Schwierige Freiheit], Albin Michel, 1963, éditions de 1995, S. 299.
(16) Minc, Alain: La Vengeance des Nations [Die Rache der Nationen] (1990) S. 54
(17) ebenda S. 208 ff
(18) Moshe Idel, Messianisme et mystique [Messianismus und Mystik], 1994, S. 65-66
(19) ebenda S. 48
(20) Attias, John-Christoph :Abravanel, La mémoire et l’espérance [Erinnerung und Hoffnung] Paris: Editions du Cerf, 1992, S. 256
(21) Lamentations [Klagelieder Jeremias] 4:22; S. 276
(22) Talmon, J.-L.: Destin d’Israël [Die Bestimmung Israels], 1965, Calmann-Lévy, 1967, p. 18
(23) Paraf,Pierre: Quand Israël aima [Als Israel liebte], 1929, Les belles lettres, 2000, p. 19
(24) Attias, Isaac: Abravanel S.181, 198, 228
(25) Marbo, Camille: Flammes juives [Jüdische Flammen], 1936, Les Belles Lettres, 1999.
(26) Finkielkraut, Alain: L’Humanité perdue [Die verlorene Menschheit], p.154.
(27) Finkielkraut, Alain: Le Mécontemporain [Unzufriedene Zeitgenossen], Gallimard, 1991, pp. 174-177.
(28) Dictionnaire du XXIe siècle [Wörterbuch des 21. Jahrhunderts]
(29) Malraux, Clara: Rahel, Ma grande sœur…[Rachel, meine große Schwester...], Editions Ramsay, Paris, 1980, p. 15.
(30) Wiesel, Elie: Mémoires 2, Editions du Seuil, 1996, p. 72, 319.
(31) Glucksmann, André: Le Discours de la haine [Hassrede], Plon 2004, pp. 73, 86, 88.
(32) Trigano, Shmuel: L’Idéal démocratiqe; à l’épreuve de la shoah [Das dem. 
Ideal; von der Shoah auf die Probe gestellt], Ed. Odile Jacob, 1999, S. 17.
(33) Loelbl, Herlinde: Portraits juifs [Jüdische Porträts], L’Arche éditeur, Francfort, 1989, 2003 pour la version française.
(34) Wiesel, Elie: Mémoires 1, Le Seuil, 1994, pp. 30, 31
(35) Draï, Raphaël: Identité juive, identité humaine [Jüdische Identität, menschliche Identität], Armand Colin 1995, pp. 390-392.
(36) Grossman, Vassili: Vie et destin [Leben und Bestimmung], 1960, Ed. Julliard, Pocket, 1983 pour la traduction française, pp. 456-8.
[Anm. d. Ü.: Das in Eckklammern Gesetzte ist lediglich meine Übersetzung. Es bedeutet nicht, dass eine deutsche Übersetzung exististiert oder unter diesem Titel existiert]

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